Zukunft braucht Visionen
Vordenker Club mit Matthias Horx
Es ist der Morgen des 24. Oktober. Die Sonne scheint über die Alster. Das Atrium des Hotels Fontenay füllt sich langsam mit Entscheidern aus ganz Norddeutschland. Auf der Frühstückskarte stehen heute unerwartete Dinge wie „Inspiration“ und „Denkanstöße“. Und auch das Wort „Vision“ nimmt eine zentrale Rolle ein. Dies scheint ein guter Morgen zu werden. Willkommen im nexpert Vordenker Club!
Ein branchenübergreifender Austausch
Bereits bei der Begrüßung wird klar – es sind die unterschiedlichsten Unternehmen beisammen. Vom traditionsreichen Unternehmen mit 200-jähriger Geschichte bis hin zur Neugründung im Jahr 2017. Vom Produzenten über den Großhändler bis hin zum Einzelhändler. Von der Chemiebranche bis hin zu modischen Accessoires. Und auch die Entscheider kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen des jeweiligen Unternehmens. Von der Personal- über die E-Commerce- bis hin zur Geschäftsleitung sind alle vertreten.
Und genau das ist das Ziel des Vordenker Clubs: Einen Rahmen für eine branchen-, unternehmens- und bereichsübergreifende Diskussion über Zukunft zu schaffen. Denn dies entspricht der notwendigen Haltung im digitalen Zeitalter. Silos müssen überwunden und Netzwerke aufgebaut werden. Und das auch über Unternehmensgrenzen hinaus.
Die Macht der Visionen
So sieht dies auch Zukunftsforscher Matthias Horx, der als Gastredner einen wertvollen Impuls für die weiteren Diskussionen gab. Sein Vortrag beschäftigt sich mit der Macht der Visionen und wie wichtig diese im privaten, unternehmerischen und gesellschaftlichen Kontext sind.
Klar ist: Jeder Unternehmer braucht eine Vision. Also eine Beschreibung der angenommenen, zukünftigen Entwicklung der Welt. Nur so lässt sich der zukünftige Kundennutzen von Produkten und die Rolle des eigenen Unternehmens (Mission) in dieser Welt annähernd greifbar machen. Aber wie entwickelt man eine solche Vision? Wieviel Annahme und Unsicherheit ist dabei zulässig? Wie konkret muss eine Vision sein?
Viele (auch überraschende) Dinge lassen sich heutzutage anhand mathematischer Formeln mit großer Sicherheit voraussagen. So beobachten und analysieren die Ehe-Prognostiker John Gottman und Julie Schwartz Gottman schon seit 25 Jahren verheiratete Paare und sagen inzwischen mit 90-prozentiger Treffsicherheit die Zukunft der Ehen voraus. Das werden wir bei der zukünftigen Entwicklung der Welt (leider) nicht schaffen. Zu komplex sind die Zusammenhänge. Zu viele Einflüsse entwickeln hierbei eine Eigendynamik. (Die beiden Ehe-Prognostiker haben übrigens ein ganz anderes Problem: Niemand möchte ihr Produkt in Anspruch nehmen…)
Das Gute dabei: Visionen dürfen gar nicht zu konkret sein. Visionen stellen eher eine Form der Öffnung dar. „Visionen sind Fenster in ein mögliches Morgen, die auf uns verändernd und befreiend zurückwirken.“ so Matthias Horx. Hierdurch grenzen sie sich von Utopien (fixierter Idealzustand; Reduktion von Komplexität) und Prophezeiungen (Drohungen mit symbolischen Metaphern; Manipulation) ab. Gute Visionen lassen Freiräume für die Ausgestaltung. Sie überwältigen uns nicht, sondern lassen uns das Problem von der Lösung aus sehen.
Von der Zukunft aus Denken
Genau diese Denkweise versuchen auch wir mit unseren Kunden in den Projekten einzunehmen. Woran glauben Sie? Wie wird die Welt in 10 Jahren aussehen? Welche Rolle wird Ihr Unternehmen in dieser Welt haben? Jeder der mit uns schon einmal zusammengearbeitet hat, kennt diese Fragen. Denn es ist unabdingbar, seine eigene Rolle in der Zukunft zu kennen. Insbesondere dann, wenn so weitreichende Entwicklungen wie die Digitalisierung die Zukunft nachhaltig verändern werden.
Seine Rolle kann ein Unternehmen aber nur dann finden, wenn die Geschäftsführung eine Vorstellung der Welt von morgen entwickelt. Dies klappt zwar (noch) nicht in der Realität. Die Zeitmaschine ist noch immer nicht erfunden. Es gibt aber gute Methoden und Modelle, durch die sich ein Unternehmen der (eigenen) Zukunft annähern kann.